Was die Streitfrage betrifft, so bin ich nicht fähig, gleichzeitig zu denken und höflich zu sein. Wenn man mir widerspricht, werde ich widersprechen und unter Umständen scharf widersprechen. Ich finde eine Kultur der Diskussion, welche daraus besteht, daß man nicht diskutiert, im höchsten Maße langweilig. Peter Hacks
Projekt Edition von Gesprächsprotokollen aus dem historischen Archiv der Akademie der Künste
In der Sektion Dichtung und Sprachpflege der Akademie der Künste der DDR leitete Peter Hacks zwischen 1972 und 1979 die Arbeitsgruppen DRAMATIK und ÄSTHETIK und von 1988 bis 1990 die AG TECHNIK DES DRAMAS. An den insgesamt 30 Diskussionen waren neben Autoren verschiedener Generationen wie Wolfgang Kohlhaase, Anna Elisabeth Wiede, Christoph Hein, Helmut Baierl, Jörg Michael Koerbl, Ronald M. Schernikau auch der Literaturwissenschaftler Werner Mittenzwei und als Gäste der Literaturwissenschaftler Robert Weimann, der Philosoph Wolfgang Harich, der Verleger Wieland Herzfelde und der Kulturpolitiker Alexander Abusch beteiligt.
Bestimmendes Motiv für die Arbeitsgruppen der siebziger Jahre ist die Selbstverständigung unter Kollegen angesichts der Abwesenheit von Kulturpolitik und der Neigung der Bühnen zu Verzicht auf Zusammenarbeit mit Dramatikern einerseits und andrerseits der Vereinzelung innerhalb der eigenen Sektion. Ausgehend von einer Prüfung der Hegelschen Dramentheorie auf ihre Gültigkeit für die konkrete Gesellschaft wird in den Sitzungen leidenschaftlich über Detailfragen der eigenen ("Probleme der Darstellung der industriellen Wirklichkeit") und Produktion exponierter Zeitgenossen wie Beckett gestritten, über Klassik und Romantik als mögliche und vorherrschende Haltungen zu Gegenwartsliteratur verhandelt oder auch das Angebot einer konkreten Inszenierung als Chance zur exemplarischen Analyse von Shakespeare's "Der Sturm" genutzt.
Wechselwirkungen Literatur - Gesellschaft, immer mitgedacht und -erörtert, sind immer wieder auch Hauptthemen der Debatten ("Zur Theorie der Klassik", "Die Realismusdiskussion Georg Lukacs' in den dreissiger Jahren").
Die letzte Runde, die ihren Titel von Gustav Freytag leiht, ist jungen Autoren gewidmet und gibt anhand ausgewählter Stücke der Weltliteratur einen hoch komplexen "Geschwindkurs" (Hacks) in Dramatikerhandwerk. Auch hier lassen die Gespräche Raum für Anekdotisches und Zeitbetrachtung.
Jens Mehrle hat als Regisseur u. a. mehrere Stücke von Hacks zur Aufführung gebracht, Thomas Keck ist Schauspieler, Regisseur und Herausgeber des Nachlasses von Ronald M. Schernikau.
Ziel ist, mit der BERLINISCHEN DRAMATURGIE eine bedeutende ästhetische Debatte des 20. Jahrhunderts als Arbeitsmaterial allgemein zugänglich zu machen.
Ein Projekt der Peter-Hacks-Gesellschaft, gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages